Die beiden Hochhäuser stecken, wie vom Geometer gesetzte Jalons, weit
sichtbar die östliche Begrenzung des ABB Geländes ab. Gleichzeitig zeichnen
sie den Verlauf des angrenzenden Bahntrassees nach, und damit auch die
Gestalt der umliegenden Topographie und den Gang der Limmat. Mit der
Übernahme der vorherrschenden Orthogonalität werden die beiden Gebäude
Bestandteil der bestehenden Industrieanlage. Dank ihrer Grösse und ihrem
vergleichbaren Äusseren sind sie aber vor allem auch als Gebäudepaar - und
damit in Ihrem Verhältnis zueinander - wahrnehmbar. Somit sind sie nicht nur
Teil der Industriestadt Nord, sondern auch Teil der Topographie, welche sie
umschreiben, Teil der Stadt Baden, der Landschaft mit Limmat und der
Bahn.
Die beiden Hochhäuser bestehen aus einfachen, an den Gebäudekanten
abgerundeten Volumen, haben eine Grundfläche von rund 27 auf 35 Meter und
sind 16 Geschosse hoch. Ein zentraler Kern und von der Fassade leicht
zurückversetzte Betonscheiben bilden die Tragkonstruktion. Diese je nach
Fassade drei, respektive vier sichtbaren vertikalen Scheiben werden umspannt
von breiten Brüstungsbändern. Fassadenbündige horizontale Fensterelemente
bringen Licht in die verschiedenen Bürogeschosse. Das Spiel zwischen den
statisch wirkenden vertikalen Elementen und den bewegten horizontalen
Brüstungsbändern wirkt ausgewogen und verleiht den Gebäuden die nötige
Gelassenheit. Die mit Glasmosaik verkleideten Brüstungsbänder geben dem eher
leicht wirkenden Gebäude seine Körperlichkeit. Mit ihrer Leuchtkraft und
Farbigkeit suchen sie die Verbindung zum dahinter stehenden Power Tower von
Roger Diener.
Erschlossen sind die Hochhäuser über zweigeschossige der Stadt zugewandte
Eingangshallen. An einem zentral angeordneten Empfangsdesk werden die Gäste
begrüsst. Von dort aus führt der Weg direkt zu den Liftanlagen oder über
eine grosse Wendeltreppe hinauf zu den Sitzungs- und Konferenzräumen im
ersten Obergeschoss. Die Anlieferung und Logistikräume sind im mittleren
Teil des Erdgeschosses angeordnet, während die Rampe zur darunter liegenden
Parkgarage, respektive zum Parking unter dem Brown-Boveri-Platz, im der Bahn
zugewandten Teil untergebracht ist. In den Bürogeschossen sorgt ein
konsequent angewendetes Grundrissraster von 1.35 x 1.35 Metern für optimale
Flexibilität. Verschieden tiefe Raumzonen ermöglichen unzählige
Grundrissvariationen und offene Büros, welche bis zu drei
Arbeitsplatz-Reihen aufweisen können. Hohlböden sorgen für eine hohe
Installationsflexibilität. Die zweihäutige Fassade mit offen hinterlüfteter
äusserer Fensterfront ermöglicht eine optimale geschützte Beschattung. Die
innen liegenden Fensterfronten sind auf Wunsch individuell zu öffnen. Das
Dachgeschoss ist mehrheitlich durch Technikräume genutzt. Daneben aber
bietet es Platz für hohe, attraktive Konferenzräume oder eine allseitig
begehbare Aussichtsterrasse.
Umgebung
Das Areal Baden-Nord ist geprägt von grossen Bauvolumen und homogenen
Aussenräumen mit grossflächigen Asphaltbelägen. Beides sind typische
Elemente von Industrie- und Gewerbearealen. Die Rückspringenden Vorbereiche
sind punktuell mit Bäumen und Parkplätzen bestückt, während die Gassen
freigehalten sind.
Der Brown-Boveri-Platz fügt sich in dieses städtebauliche Gefüge ein.
Durch eine Stützmauer werden Höhenunterschiede ausgeglichen und der Platz in
eine Erschliessungs- und Aufenthaltszone unterteilt. Eine neue Grünfläche
über der Tiefgarage dient als Erholungsort in der Mittagspause und in der
Freizeit. Der Brown-Boveri-Platz bleibt somit weiterhin das grüne Herz in
Baden Nord und dem angrenzenden Stadtteil.
Die leicht erhöhten Rasenflächen präsentieren sich mit ihren abgerundeten
äusseren Rändern wie ein dicker, grüner Teppichflor. Im Inneren sind die
Grünflächen mit Sitzmauern unterteilt, die begehbar sind und zum Verweilen
einladen. Hohe Bäume spenden Schatten und definieren den Raum gegen aussen
hin.
In der Umgebung der neuen Hochhäuser wird der industrielle Charakter mit
seinen grosszügigen Asphaltflächen weitergeführt. Vereinzelte Velodächer mit
Bäumen stehen als freie Elemente im Raum. Entlang der Bahnlinie wird der
Raum durch einen Stahl-Lamellenzaun gefasst, der je nach Standort mehr oder
weniger durchlässig ist.
Tragstruktur
Die Tragstruktur der beiden Hochhäuser besteht vollständig aus Stahlbeton.
Kernwände im Innern sowie vorfabrizierte Stützen entlang der Fassade tragen
die bis zehn Meter weit gespannten Flachdecken. Für den Brandschutz und als
Versteifung des Deckenrandes wird eine aussen an den Stützen durchlaufende
Brüstung betoniert. Deckeneinlagen sind nur für die Bauteilaktivierung
vorgesehen, sodass zur Gewichtseinsparung und Minimierung der Deckenstärke
Hohlkörper eingesetzt werden können.
Die vertikalen Tragelemente laufen durch alle Geschosse durch bis zur
Fundation, einzig im Erdgeschoss wird für den Eingangsbereich eine Öffnung
in der Mitte einer Kernwand benötigt. Damit ergibt sich ein stetiger Verlauf
der Aussteifung und die günstig im Zentrum liegenden Betonkerne
gewährleisten die Abtragung der horizontalen Einwirkungen sehr
wirtschaftlich.
Die Tragstruktur der unterirdischen Parkgaragen unter dem Hochhaus Nord und
dem Brown-Boveri-Platz bestehen ebenfalls vollständig aus Stahlbeton und
entsprechen mit dem auf optimale Parkierung ausgerichteten Stützenraster und
der sich daraus ergebenden Deckenstärke einem ökonomischen Standard.
Wir gehen davon aus, dass die Fundation über die Bodenplatte flach erfolgen
kann. Für die Dimensionierung sind genauere geotechnische Angaben
notwendig.
Die tiefen Baugruben werden mit einem vertikalen Baugrubenabschluss
erstellt. Die Art ist noch offen, die beste Wahl hängt neben anderen
Randbedingungen auch vom Rückbau bestehender Gebäudeteile und der
Altlastensanierug ab. Beim Hochhaus Nord wird der bestehende Presskanal in
die Parkgarage integriert. Hier könnte die Deckelbauweise einen
interessanten Ansatz bieten, der im weiteren Projektverlauf untersucht
werden sollte.
Fassade
Die Fassade ist in Brüstungsbänder und verglaste Bereiche aufgeteilt. Mit
der betonierten Brüstung wird die Anforderung des Brandüberschlages bei
Hochhäusern erfüllt. Gleichzeitig reduziert die Brüstung den Glasanteil auf
ideale 50%.
Die Brüstungen werden aussen konventionell gedämmt und mit einer
hinterlüfteten Bekleidung aus Glasmosaik abgedeckt. Die Trägerplatten des
Glasmosaiks werden mit einer handelsüblichen Unterkonstruktion aus Aluminium
an den Rohbau fixiert.
Der verglaste Bereich ist zweischichtig. Die äussere Prallscheibe aus VSG
wird mit einem dezidierten, schwach reflektierendem Sonnenschutzglas (<
13%) versehen. Die Farbgebung ist neutral gehalten. Durch diese Glaswahl
kann der Energieeintrag in den gut durchlüfteten und witterungsgeschützten
Zwischenbereich bereits erheblich reduziert werden.
Im Zwischenraum sorgt ein Rafflamellenstoren mit Flachlamellen für einen
optimierten Sonnen- und Blendschutz und dies bei optimaler
Tageslichtnutzung. Mit einer energetisch optimierten Steuerung wird der
Storen immer in optimaler Position gehalten oder nach Benutzereingriffen
periodisch wieder in diese nachgeführt.
Der thermische Abschluss erfolgt durch den Einsatz von Holzfenstern mit
3-fach Isolierverglasung. Die Fenster reichen nahezu bis an die Decke um
möglichst viel Licht in die Tiefe der Räume zu führen. Die Fenster sind von
innen zu öffnen. Unterhalt und Reinigung des Zwischenraumes erfolgen ohne
teure Hebemittel aus dem Stockwerk.
Die Fassade erfüllt sowohl im Bereich der Fenster wie auch der Brüstung die
Anforderungen von Minergie. Die Fassade erfüllt auch die Basisgrundlagen für
eine Zertifizierung nach Minergie-P und/oder Minergie ECO.
Gebäudetechnik
Die Wärmeerzeugung wird in erster Priorität die Abwärme des Rechenzentrums
Alstom nutzen, bei zu geringer Wärme wird das Fernwärmeheiznetz auf dem
Areal zugeschaltet. Die benötigten Kältelasten werden mit besprühten
Kühltürmen erzeugt. Zusätzliche Kältemaschinen (mit WRG-Nutzung) werden bei
Bedarf dazugeschaltet.
Sämtliche Räume werden mit einem TABS (Thermoaktive Bauteilnutzung), d.h.
einbetonierten Rohren gekühlt und auch geheizt. Es kann je nach Bedarf
zwischen einem Temperatur-Niveau "Hoch / Mittel / Tief" gefahren werden. Bei
hohen Kühllasten besteht die Möglichkeit, Umluftkühler oder Deckenkühlmodule
nachzurüsten.
Die erforderlichen Luftmengen werden mechanisch via dem Doppelboden den
Räumen zugeführt. Die Abluft wird an der Fassade abgesogen. Eine hohe
Flexibilität wird bei späteren Umnutzungsanpassungen gewährleistet.
Die Treppenhäuser und Vorplätze werden nach Vorgaben der Gebäudeversicherung
entraucht, wie auch die Tiefgaragen.
Die elektrische Erschliessung erfolgt via den Doppelböden und garantiert
auch die entsprechende Flexibilität. Sämtliche Beleuchtungen werden
tageslichtabhängig und auch via Bewegungsmelder gesteuert.
Die Anlagen werden mit einem zentralen Gebäudeleitsystem geregelt und auch
überwacht.
Das vorgesehene Bus-LAN-System ermöglicht bei späteren Nutzungsänderungen
einfache Umprogrammierungen der Aktivkomponenten, ohne grosse Investitionen
zu tätigen.
Die Gebäudetechnikinstallationen pro Stockwerk sind um den
Erschliessungskern optimal platziert. Die Haustechnikzentralen sind im
Dachgeschoss und in den Untergeschossen am durchgehenden Kern, im Bereich
der Schächte angeordnet.