Résumé
Die hier vorliegende Studie wurde in mehreren Prozess-Schritten erarbeitet,
in deren Verlauf verschiedene Positionen auch korrigiert oder ergänzt
wurden. Abschliessend können die wichtigsten Erkenntnisse dieser Studie wir
folgt festgehalten werden.
Die Binz soll für Wohnnutzungen geöffnet, verdichtet und zu einem lokalen,
gemischt genutzten Zentrum ausgebaut werden. Um das zu erreichen muss die
Binz
bezüglich ÖV besser erschlossen und an die Innenstadt angebunden werden. Im
Weiteren schlägt die Studie folgende Massnahmen zur Entwicklung der Binz
vor:
- ein öffentlicher, zentraler Platz zwischen vorderer und hinterer
Binz
- öffentliche Liftanlagen zur Vernetzung mit dem Friesenberg
- Klärung und Betonung der speziellen, topographischen Situation
- Erhalt und Stärkung der bestehenden Zeilenbebauung
- bauliche Verdichtung der Binz durch 40 Meter hohe Punktbauten
- öffnen der bestehenden Anlagen zur Förderung der inneren Vernetzungen
Bezugnehmend auf die städtebaulichen Erkenntnisse schlägt die Studie an der
Grubenstrasse zwei Gebäude vor; ein längliches, 18 respektive 25 Meter hohes
Gewerbe- und Dienstleistungsgebäude und ein 40 Meter hohes punktförmiges
Wohngebäude. Die beiden Bauten ergänzen die bestehende Häuserzeile und
zeichnen die südliche Grubenkante nach. Die dahinter liegende, keilförmige
Grubenböschung wird als Frei- und Grünraum genutzt. Eine öffentliche
Liftanlage führt zur ca. 10 Meter höher gelegenen Grubenkante. Trotz hoher
Nutzungsdichte integrieren sich die vorgeschlagenen Bauten optimal in die
bestehende, städtische Struktur.
Durch die funktionale Trennung der Bauten in ein Gewerbe- / Bürogebäude und
in ein Wohnhaus können Gebäudestrukturen optimiert werden. Das schafft eine
höhere bauliche Flexibilität und senkt die Baukosten. Auch ermöglichen die
klaren Gebäudestrukturen eine fast freie Etappierung des Bauvorhabens.
Städtebauliche Strategien
Die Binz soll eine Stadt in der Stadt werden, wo das Wohnen und Werken,
Essen und Flanieren, Arbeiten und Lieben, Lernen und auch der Müssiggang
gleichzeitig stattfinden kann. Ihr Charakter soll noch gestärkt werden; die
spezielle Topographie als ehemalige Grube, ihre klare Begrenzung. Sie soll
aber auch besser vernetzt werden mit der übrigen Stadt und
Zentrumsfunktionen für den ganzen Stadtteil inklusive dem Friesenberg
übernehmen. Um das zu erreichen schlagen wir folgende Massnahmen vor:
- Überwinden der Topographie und Brücken schlagen zu den benachbarten
Stadtteilen.
- Schaffen eines zentralen Platzes zwischen vorderer und hinterer
Binz.
- Öffnen der Grundstücke und schaffen von Querverbindungen für eine
optimale
interne Vernetzung.
- Schaffen von Wohnungen am Grubenrand zur besseren Durchmischung.
Zentrale Elemente unseres städtebaulichen Vorschlags sind drei turmartige
Gebäude, welche über Fussgängerstege mit dem oberen Grubenrand verbunden
sind. Sie sollen den charaktervollen Grüngürtel der Binz nicht nur schützen,
sondern erfahrbar und überwindbar machen und damit das aufstrebende Quartier
besser vernetzen. Diese etwa 50 Meter hohen Türme sollen zum einen aus einer
Lift und Brückenanlage bestehen, aber auch eine grössere Anzahl Wohnungen
enthalten. Sie sollen über den neu formulierten, zentralen Platz und die
Grubenstrasse miteinander verbunden sein.
Einer dieser turmartigen Gebäude soll auf unser Grundstück an der
Grubenstrasse zu stehen kommen und die dortige Verbindung zum Grubenrand
formulieren. Es soll aber auch Teil einer neuen Bebauung werden, die auch
wiederum Stadt in der Stadt sein soll. Dort sollen sich Wohnen, Werken
und Arbeiten gegenseitig bereichern. Dort sollen Freiräume entstehen für
spontane Initiativen, wo Leute zusammenfinden und gemeinsames
unternehmen.
Lebensraum Grubenstrasse
Die Aufgabe war gestellt: An der Grubenstrasse sollen sich Wohnen, Werken
und Arbeiten gegenseitig bereichern. Dort sollen Freiräume entstehen für
spontane Initiativen, wo Leute zusammenfinden und gemeinsames machen.
Gerade diese Freiräume gibt es an der Grubenstrasse schon jetzt und sie
scheinen eine wichtige Lebensqualität in der dortigen Arbeitswelt zu sein.
Es sind nischenartige, informelle Aussenräume, die spärlich möbliert und zum
Arbeiten, für Besprechungen, Mittagessen, Geburtstagsfeiern und
Geschäftsaperos verwendet werden. Diese Freiräume sollen erhalten, das
heisst ihr Potenzial neu installiet und nun auch für die dort Wohnenenden
benutzbar werden. Fünf Orte haben wir skizziert, von denen wir meinen, dass
sie bezüglich der angesprochenen Lebensqualität wichtig sind;
Der Dachgarten: Er ist ein geschlossener, teilweise überdeckter Raum mit
fensterartigen Öffnungen, einem mit Platten belegten Platz, einer Wiese und
einem Pflanzgarten.
Die Gemeinschaftsterrasse: Zu ihr gehören Gemeinschaftsräume und eine kleine
Bar mit Töggelikasten. Diese sind im 7. Geschoss des Hochhauses
untergebracht mit Aussicht über grosse Teile der Innenstadt.
Die Erschliessungslauben: Sie dienen primär der Erschliessung von
Werkstätten und Büroräumen und sind abwechslungsweise Strasse- wie Hofseitig
angebracht. Kleine Nischen ermögliche ein informelles Zusammensein für eine
Rauchpause, über Mittag oder auch für Besprechungen.
Die Wiese: Die Wiese ist Teil des Grubenböschung, sie ist zum Spielen und
Verweilen, aber auch zum gemeinsamen Essen und Feste feiern gedacht. Sie ist
direkt vom Wohnhaus und über Brücken auch vom Büro- und Gewerbegebäude her
erschlossen.
Der Werkhof: Der Werkhof ist Arbeits- und Umschlagsplatz für das Gewerbe,
aber auch ein Ort zum Skaten oder Basketballspielen. Am Wochenende können
dort Feste gefeiert oder ein Flohmarkt organisiert werden.
Das sind die Ort, wo auch die Protagonisten unserer Geschichten zu Hausen
sind; Anna und ihre Eltern, Lukas, Freddy von der Motorradwerkstatt, Giulia
und Giulias Boss, der Möbelschreiner, Ozman und Leander aber auch Max, sein
Vater und seine Freundin Naomi.
Gebäude - Freiraum / Struktur - Flexibilität
Im Wesentlichen besteht unser Projektvorschlag aus zwei Gebäuden, einem 40
Meter hohen Wohnhochhaus und einem der Grubenstrasse folgenden Gewerbe- und
Bürobau von 18, respektive 25 Metern. Zusammen formulieren sie auf der
keilförmigen Parzelle einen Aussen- oder Hofraum, der als Werkhof, oder
leicht erhöht, als Spielwiese genutzt werden kann. Die städtebauliche
Setzung folgt der heutigen Bebauungsstruktur und betont die von der
Grubenstrasse nachgezeichnete, ehemalige Grubenkante. Das ca. 15 Meter
höhere Wohnhaus ordnet sich zwar dieser Geometrie unter, schafft aber mit
seinen etwas grösseren Dimensionen einen lokalen Schwerpunkt im Gefüge der
Binz. Die ehemalige Grubenböschung bleibt als topographisches Element
ablesbar und wird als Freiraum intensiv genutzt.
Das neue Gewerbe und Dienstleistungsgebäude hat eine einfache, flexible
Gebäudestruktur, die für Werkstätte wie Büros geeignet ist. Ein konsequent
angewandtes Konstruktions- und Gebäuderaster sorgt für eine optimale
Flexibilität.
In den unteren Geschossen ermöglicht eine Gebäudetiefe von über 30 Meter den
Einbau von grösseren Produktionsstätten oder eines Grossverteilers. Das
Gebäude ist ausschliesslich von der Grubenstrasse aus erschlossen, ist aber
im Hofbereich über Treppen und Stege mit dem Grünraum verbunden. Im etwas
höheren, vom Gewerbebau losgelösten Wohngebäude sind in der Regel pro
Geschoss vier über Eck angeordnete Wohnungen untergebracht. Die Beiden
unteren Geschosse beherbergen ein Restaurant und die öffentliche Liftanlage
zum benachbarten Quartier.
Die Gesamtanlage ist in mehreren Etappen realisierbar. Mit dem Bau begonnen
werden kann sowohl am östlichen wie auch am westlichen Ende der
Liegenschaft. Auch bei einem Erhalt des identitätsstiftenden Restaurants G27
können über 70% des Neubauprojekts realisiert werden.
Nachlese
Je länger wir uns mit dem Quartier beschäftigen, desto klarer wird uns, dass
in Zukunft die Binz im Gefüge der Stadt Zürich die Funktion eines lokalen
Zentrums zu übernehmen hat. Das hat zum einen mit ihrer Lage am südlichen
Rande der Innenstadt zu tun, aber auch mit ihrer städtischen
Bebauungsstruktur. Die Gefahr aber, dass die Binz mittelfristig zu einer
reinen Bürostadt wird ist gross, und dass kann niemand wirklich wollen.
Deswegen schlagen wir vor, die Binz zu verdichten und sie auch generell für
Wohnnutzungen zu öffnen. Ziel müsste es sein, einen Wohnanteil von ca.
35% zu erreichen.
Wie die Binz verdichtet werden könnte zeigt das hier vorgestellte Projekt.
Zum einen, müssten die bestehenden Gebäudezeilen auf partiell bis zu 25
Metern Höhe aufgestockt werden, und das wurde ja in den letzten Jahren auch
schon gemacht. Zum anderen aber könnten 40 Meter hohe, in die bestehende
Zeilenstruktur integrierte Punktbauten zur weiteren Verdichtung beitragen.
Welche bauliche Dichte die Binz braucht, müsste in weiteren Studien geklärt
werden. Die hier gezeigten Varianten geben einen ersten Eindruck vom
Potenzial dieser Massnahme.