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Erweiterung ZOM Migros
Wetzikon
Studienauftrag 2013
Genossenschaft Migros Ostschweiz
Thomas Schregenberger GmbH
Thomas Schregenberger, Andrzej Egli, Moritz Gisler, Baseli Candrian
Landschaftsarchitektur: Rotzler Krebs Partner GmbH
Bauingenieur: Dr. Lüchinger + Meyer AG
Haustechnik: hat 1-4

Sechs markante Eckbauten und offene Höfe prägen den spinnenartig geformten Baukörper. Seine Silhouette wirkt differenziert, seine Volumen reagieren auf die spezifische städtebauliche Situation und auf die Körnigkeit der umliegenden Bauten. Das Gebäude ist in seiner Höhe zweigeteilt. Seine polygonale Ausdehnung wie seine mittlere Höhe sind vom bestehenden Einkaufszentrum und der Ladenpassage bestimmt. Der darüber liegende neue Wohnbau übernimmt die Gebäudeecken und formt sie zu turmartigen Eckbauten. Die zurückspringenden Gebäudefronten bilden begrünte offene Terrassen und wohnliche Hofräume. Die Wohnungen werden direkt über die bis auf das Stadtniveau hinunter gehenden Eckbauten erschlossen. Es sind attraktive Wohnungen, sie alle haben freien Blick in die Landschaft des Zürcher Oberlandes.

Städtebau
Eine der grossen Herausforderungen dieser Bauaufgabe ist die städtebauliche Einbindung des grossen Baukörpers in die zum Teil kleinstädtische Umgebung. Das neue Gebäude soll sich der Körnigkeit der baulichen Umgebung stellen und spezifisch auf die verschiedenen Nachbarschaften eingehen. Mit den markanten Eckbauten und den zurückspringenden Gebäudefronten spannt es neue Räume auf und schafft ein differenziertes Gegenüber zu den bestehenden Bebauungen. So markieren zum Beispiel zwei ungleiche und leicht von einander abgedrehte Eckbauten den zurück versetzten Haupteingang des Einkaufszentrums, formulieren die Restaurantterrasse und führen über zum seitlich abgehenden Weg entlang dem Stadthausgarten. Dort markiert ein weiteres Eckgebäude deren Richtungswechsel. Mit dem Neubau wird auch die Pappelnstrasse neu gefasst. Er formuliert zusammen mit dem gegenüber liegenden bestehenden Wohnbau und dem Bahndamm einen neunen städtischen Raum und bildet eine attraktive Frontfassade für den hinteren Eingang zur Ladenpassage.

Gebäude
Das Projekt besteht aus sechs turmartigen Eckbauten, die sich in der Tiefe des Baukörpers zu einem differenzierten Gebäude verbinden und so offene Wohnhöfe und Terrassen bilden. Grosse, innenliegende Treppenhäuser, über einen Lichthof natürlich belichtet, erschliessen je Geschoss 4-6 Wohnungen. Die Wohnungen sind meist mehrseitig orientiert und alle mit einer grosszügigen Loggia versehen. Das Wohngebäude besteht im Wesentlichen aus vier Wohnungstypen: den Eckwohnungen, den Wohnungen in den Gebäudekehlen, den von Fassade zu Fassade durchgehenden Wohnungen und den einseitig orientierten Wohnungen. Sie sind in Ihrer Grundrissgestaltung verschieden und sorgen damit für ein differenziertes, reiches Wohnangebot. Im ersten Wohngeschoss sind die verschiedenen Treppenhäuser und die offenen Höfe und Terrassen über ein Wegnetz miteinander verbunden. An dieser Erschliessung liegen auch die allgemeinen Räume, Velo-, Kinderwagen-, Hauswartungs- und Bastelräume und der zwischen den grossen Höfen sich befindende Gemeinschafts- raum. Die Wohnhöfe sind unterschiedlich gestaltet. So ist der Westhof mit einer grossen Pergola gefasst und mit einem Rasenkissen versehen, während der nach Südosten orientierte Hof für die Gemeinschaftsgärten und einen zentralen Platz genutzt wird. Auch die kleineren, terrassenartigen Aussenräume sind unterschiedlich gestaltet und meist frei genutzt. Gemeinsam ist allen Aussenräumen die Zone entlang der Fassaden, welche den Wohnungen als individuellen Aussenraum oder den Ateliers und Bastelräumen als Werkbereiche dienen. Die zu den Wohnungen gehörenden Kellerbereiche sind im Untergeschoss, neben den Technikräumen, oder in den Wohngeschossen untergebracht und mit dem Lift erschlossen. Das gilt auch für die Parkierung im Untergeschoss des nördlichen Gebäudeteils. Die Klubschule und M-Fitness sind direkt von der Bahnhofstrasse erschlossen und bilden zusammen einen eigenen Gebäudeteil. Die Klubschule ist im zweiten Obergeschoss untergebracht, M-Fitness und damit auch die Physiotherapie und der Kinderhort im dritten. Die Therapieräume sind Teil des M-Fitness und gleich neben dessen Empfang angeordnet, während der Kinderhort gegen die Bahnhofstrasse ausgerichtet und separat erschlossen ist. Die darunter liegende Klubschule ist um einen Innenhof organisiert, an dem auch das Entrée und die Cafeteria angeordnet sind. Eine interne Treppe führt hinunter zu den Gymnastikräumen und den Ateliers im ersten Obergeschoss.

Fassadengestaltung
An der Fassade ist das zweigeteilte Gebäude mit dem bestehenden Sockelbau und den darüber liegenden Wohnbauten ablesbar. Die turmartigen Eckbauten binden sie lokal zu einer Einheit zusammen. Die aus vorfabrizierten Betonelementen gefügte, selbsttragende Fassade besteht im Wesentlichen aus durchgehenden Lisenen und dazwischen gehängten Brüstungen, den Fensterelementen und den Füllungen. Die Lisenen rhythmisieren die Fassaden in vertikaler Richtung und binden in den Ecken die Wohngebäude mit dem Sockelgebäude zu einer Einheit zusammen. Kleine Eingriffe in die Fassadengeometrie, wie das Herunterziehen der untersten Brüstung in den Sockelbereich, das Zurückversetzen der Terrassenbrüstungen oder die prägnante und detaillierte Ausformulierung des Dachabschlusses unterstützen die Geometrie des Gesamtbaukörpers. Im Erdgeschoss ist die Fassade kleinteiliger strukturiert. Mit ihrer feineren, vertikalen Gliederung wirkt sie freundlich und offen. Sie bietet aber auch die Möglichkeit, je nach Wunsch die Fassade gegen Strassen und Plätze weiter zu öffnen. Markante Vordächer und grosszügige Fassadenöffnungen formulieren die Eingänge zu den Wohnungen respektive der Ladenpassage.

Umgebung
Die neu gestaltete Umgebung unterstützt die städtebaulichen Absichten des Projekts. So markiert die leicht ansteigende Rampe und das Baumdach den zurückversetzten Eingang zum Einkaufszentrum und zoniert den dortigen rückwertigen Raum. An der Ostseite des Gebäudes gliedern Veloständer den Weg entlang dem Stadthausgarten und schaffen ein Vis-à-vis zu den dortigen Hauseingängen. Entlang der Pappelnstrasse betonen Baumpflanzungen den neu gewonnenen städtischen Raum und attraktiv gestaltete Fussgängerbereiche schaffen Platz für die Hauseingänge und den Zugang zur Ladenpassage.

Tragwerkskonzept und Fassadenkonzept
Die Aufstockung mit ihrer vielfältigen Nutzung wird in bewährter und wirtschaftlicher Mischbauweise ausgeführt. Die bestehende oberste Decke wird in den Bereichen der Aufstockung wo nötig verstärkt. Diese wirkt somit als effiziente Abfangplatte, die es erlaubt, für die darüber liegenden Aufstockungen wirtschaftliche und der Nutzung adäquate Tragwerke zu entwickeln. Bei der Tragstruktur handelt es sich generell um einen Schottenbau, der sich bei den öffentlichen Nutzungen, wie zum Beispiel beim Fitnessraum partiell in einen Skelettbau auflöst. Bei der Aufstockung wurde darauf geachtet, dass die Spannweiten der Decken ausgewogen sind, sodass relativ schlanke und insbesondere leichte Deckenkonstruktionen zur Anwendung kommen. Ob es unter Umständen Sinn macht möglichst mit Vorfabrikation oder auch mit Leichtbeton zu operieren, ist in den nächsten Phasen zu überprüfen und auszuloten. Die Aussteifung des Gebäudes gegenüber den horizontalen Einwirkungen erfolgt primär über die durchgehenden Treppenhäuser der Überbauung. Die Tiefgarage liegt im Untergeschoss und wird über eine unterirdische Zufahrt aus der bestehenden Rampe erschlossen. Die unterirdische Zufahrt ist zwischen einer bestehenden Pfahlreihe angeordnet, und beeinträchtigt somit die vertikale Lastabtragung des Gebäudes nicht.
Das Fassadenkonzept wurde technisch in Bezug auf die anspruchsvollen energetischen, strukturellen und rasterdynamischen Aspekte entwickelt und optimiert. Primär stellen die Wärmedämmanforderungen in Verbindung mit den vorgesetzten Lisenen und Brüstungen in Stahlbeton die Schlüsselherausforderungen dar. Eine wirtschaftliche sowie energetisch optimale Lösung wird durch die nur punktuelle Anbindung der Lisenen und einen direkten Vertikalen Lastabtrag der Lisenen in das Fundament sichergestellt. Die Betonbrüstungen werden direkt an die Lisenen angebunden. Um ein farblich und haptisch gleiches Erscheinungsbild der Betonbrüstungen und Lisenen sicherzustellen wird eine Vorfabrikation vorgesehen. Der Dämmperimeter wird konsequent zwischen den Lisenen und Betonbrüstungen sowie dem Haupttragwerk geführt. Er erlaubt einen guten thermischen und konstruktiven Anschluss der dreifach verglasten Fenster. Diese sind durch die vorgesetzten Betonelemente wettergeschützt positioniert. Die Beschattung ist aussenseitig in die Betonbrüstung integriert. Die thermisch hochwertige Gebäudehülle, der dynamisch steuerbare Gesamtenergiedurchlass mit optimaler solarer Nutzung und die sorgfältige Materialwahl (Recyclingbeton) erfüllt den Minergie Standard.

Nachhaltigkeit, Energie und Haustechnik
Ziel des Installationskonzeptes ist es, eine konsequente Trennung von Tragstruktur, Haustechnik und Ausbau zu verwirklichen. Ebenso sollen die unterschiedlichen Ansprüche bezüglich Bewirtschaftung und Zugänglichkeit der gemischten Nutzungen berücksichtig werden. Dazu wird für die komplexen Installationen des Konsumbereiches eine zentral gelegene, für Wartungszwecke gut zugängliche Grosszentrale für die Haustechnikinstallationen vorgesehen. Vorhandene vertikale Schachtstrukturen können dabei weiter verwendet werden. Dabei sind Zentralen und die davon ausgehenden Verteilstrukturen nicht nur für eine problemlose Erstellungsphase konzipiert, sondern die Disposition berücksichtigt die gesamte Lebensdauer des Zentrums, also auch den Betrieb, Unterhalt und spätere Erneuerungen.
Um die Energiebilanz des Zentrums mit eigenproduzierter CO2-neutraler Energie auszugleichen, sind die Flachdächer und Steigzonen der Wohngebäude für den Einsatz von stromproduzierenden Sonnenkollektoren vorbereitet. Die neuen, feiner strukturierten Versorgungssteigzonen der Wohngebäude werden mit Wärme, Wasser und Strom über die Decke des obersten Konsumgeschosses versorgt. Eine Nutzung der Abwärme aus Kälteprozessen des Zentrums ist so optimal gewährleistet. Für die Wohnbauten ist eine gewichtete Energiekennzahl von 30 kWh/m2a angestrebt (Primärenergiekennzahl, Wert nach Minergie-P). Durch die konsequente Nutzung und Umverteilung der gebäudeinternen Abwärmen kann dieses Ziel erreicht werden.