Sechs markante Eckbauten und offene Höfe prägen den spinnenartig geformten Baukörper. Seine Silhouette
wirkt differenziert, seine Volumen reagieren auf die spezifische städtebauliche Situation und auf die Körnigkeit der umliegenden Bauten. Das Gebäude ist in seiner Höhe zweigeteilt. Seine polygonale Ausdehnung wie seine
mittlere Höhe sind vom bestehenden Einkaufszentrum und der Ladenpassage bestimmt. Der darüber liegende
neue Wohnbau übernimmt die Gebäudeecken und formt sie zu turmartigen Eckbauten. Die zurückspringenden
Gebäudefronten bilden begrünte offene Terrassen und wohnliche Hofräume. Die Wohnungen werden direkt über
die bis auf das Stadtniveau hinunter gehenden Eckbauten erschlossen. Es sind attraktive Wohnungen, sie alle
haben freien Blick in die Landschaft des Zürcher Oberlandes.
Städtebau
Eine der grossen Herausforderungen dieser Bauaufgabe ist die städtebauliche Einbindung des grossen
Baukörpers in die zum Teil kleinstädtische Umgebung. Das neue Gebäude soll sich der Körnigkeit der baulichen
Umgebung stellen und spezifisch auf die verschiedenen Nachbarschaften eingehen. Mit den markanten
Eckbauten und den zurückspringenden Gebäudefronten spannt es neue Räume auf und schafft ein differenziertes
Gegenüber zu den bestehenden Bebauungen. So markieren zum Beispiel zwei ungleiche und leicht von einander
abgedrehte Eckbauten den zurück versetzten Haupteingang des Einkaufszentrums, formulieren die Restaurantterrasse und führen über zum seitlich abgehenden Weg entlang dem Stadthausgarten. Dort markiert
ein weiteres Eckgebäude deren Richtungswechsel. Mit dem Neubau wird auch die Pappelnstrasse neu gefasst.
Er formuliert zusammen mit dem gegenüber liegenden bestehenden Wohnbau und dem Bahndamm einen
neunen städtischen Raum und bildet eine attraktive Frontfassade für den hinteren Eingang zur Ladenpassage.
Gebäude
Das Projekt besteht aus sechs turmartigen Eckbauten, die sich in der Tiefe des Baukörpers zu einem
differenzierten Gebäude verbinden und so offene Wohnhöfe und Terrassen bilden. Grosse, innenliegende
Treppenhäuser, über einen Lichthof natürlich belichtet, erschliessen je Geschoss 4-6 Wohnungen. Die Wohnungen sind meist mehrseitig orientiert und alle mit einer grosszügigen Loggia versehen. Das Wohngebäude
besteht im Wesentlichen aus vier Wohnungstypen: den Eckwohnungen, den Wohnungen in den Gebäudekehlen,
den von Fassade zu Fassade durchgehenden Wohnungen und den einseitig orientierten Wohnungen. Sie sind in
Ihrer Grundrissgestaltung verschieden und sorgen damit für ein differenziertes, reiches Wohnangebot.
Im ersten Wohngeschoss sind die verschiedenen Treppenhäuser und die offenen Höfe und Terrassen über ein
Wegnetz miteinander verbunden. An dieser Erschliessung liegen auch die allgemeinen Räume, Velo-,
Kinderwagen-, Hauswartungs- und Bastelräume und der zwischen den grossen Höfen sich befindende
Gemeinschafts- raum. Die Wohnhöfe sind unterschiedlich gestaltet. So ist der Westhof mit einer grossen Pergola
gefasst und mit einem Rasenkissen versehen, während der nach Südosten orientierte Hof für die Gemeinschaftsgärten und einen zentralen Platz genutzt wird. Auch die kleineren, terrassenartigen Aussenräume
sind unterschiedlich gestaltet und meist frei genutzt. Gemeinsam ist allen Aussenräumen die Zone entlang der
Fassaden, welche den Wohnungen als individuellen Aussenraum oder den Ateliers und Bastelräumen als
Werkbereiche dienen. Die zu den Wohnungen gehörenden Kellerbereiche sind im Untergeschoss, neben den
Technikräumen, oder in den Wohngeschossen untergebracht und mit dem Lift erschlossen. Das gilt auch für die
Parkierung im Untergeschoss des nördlichen Gebäudeteils.
Die Klubschule und M-Fitness sind direkt von der Bahnhofstrasse erschlossen und bilden zusammen einen
eigenen Gebäudeteil. Die Klubschule ist im zweiten Obergeschoss untergebracht, M-Fitness und damit auch die
Physiotherapie und der Kinderhort im dritten. Die Therapieräume sind Teil des M-Fitness und gleich neben
dessen Empfang angeordnet, während der Kinderhort gegen die Bahnhofstrasse ausgerichtet und separat
erschlossen ist. Die darunter liegende Klubschule ist um einen Innenhof organisiert, an dem auch das Entrée und
die Cafeteria angeordnet sind. Eine interne Treppe führt hinunter zu den Gymnastikräumen und den Ateliers im
ersten Obergeschoss.
Fassadengestaltung
An der Fassade ist das zweigeteilte Gebäude mit dem bestehenden Sockelbau und den darüber liegenden
Wohnbauten ablesbar. Die turmartigen Eckbauten binden sie lokal zu einer Einheit zusammen. Die aus
vorfabrizierten Betonelementen gefügte, selbsttragende Fassade besteht im Wesentlichen aus durchgehenden
Lisenen und dazwischen gehängten Brüstungen, den Fensterelementen und den Füllungen. Die Lisenen
rhythmisieren die Fassaden in vertikaler Richtung und binden in den Ecken die Wohngebäude mit dem
Sockelgebäude zu einer Einheit zusammen. Kleine Eingriffe in die Fassadengeometrie, wie das Herunterziehen
der untersten Brüstung in den Sockelbereich, das Zurückversetzen der Terrassenbrüstungen oder die prägnante
und detaillierte Ausformulierung des Dachabschlusses unterstützen die Geometrie des Gesamtbaukörpers. Im
Erdgeschoss ist die Fassade kleinteiliger strukturiert. Mit ihrer feineren, vertikalen Gliederung wirkt sie freundlich
und offen. Sie bietet aber auch die Möglichkeit, je nach Wunsch die Fassade gegen Strassen und Plätze weiter
zu öffnen. Markante Vordächer und grosszügige Fassadenöffnungen formulieren die Eingänge zu den
Wohnungen respektive der Ladenpassage.
Umgebung
Die neu gestaltete Umgebung unterstützt die städtebaulichen Absichten des Projekts. So markiert die leicht
ansteigende Rampe und das Baumdach den zurückversetzten Eingang zum Einkaufszentrum und zoniert den
dortigen rückwertigen Raum. An der Ostseite des Gebäudes gliedern Veloständer den Weg entlang dem
Stadthausgarten und schaffen ein Vis-à-vis zu den dortigen Hauseingängen. Entlang der Pappelnstrasse betonen
Baumpflanzungen den neu gewonnenen städtischen Raum und attraktiv gestaltete Fussgängerbereiche schaffen
Platz für die Hauseingänge und den Zugang zur Ladenpassage.
Tragwerkskonzept und Fassadenkonzept
Die Aufstockung mit ihrer vielfältigen Nutzung wird in bewährter und wirtschaftlicher Mischbauweise ausgeführt.
Die bestehende oberste Decke wird in den Bereichen der Aufstockung wo nötig verstärkt. Diese wirkt somit als
effiziente Abfangplatte, die es erlaubt, für die darüber liegenden Aufstockungen wirtschaftliche und der Nutzung
adäquate Tragwerke zu entwickeln. Bei der Tragstruktur handelt es sich generell um einen Schottenbau, der sich
bei den öffentlichen Nutzungen, wie zum Beispiel beim Fitnessraum partiell in einen Skelettbau auflöst. Bei der
Aufstockung wurde darauf geachtet, dass die Spannweiten der Decken ausgewogen sind, sodass relativ schlanke
und insbesondere leichte Deckenkonstruktionen zur Anwendung kommen. Ob es unter Umständen Sinn macht
möglichst mit Vorfabrikation oder auch mit Leichtbeton zu operieren, ist in den nächsten Phasen zu überprüfen
und auszuloten. Die Aussteifung des Gebäudes gegenüber den horizontalen Einwirkungen erfolgt primär über die
durchgehenden Treppenhäuser der Überbauung. Die Tiefgarage liegt im Untergeschoss und wird über eine
unterirdische Zufahrt aus der bestehenden Rampe erschlossen. Die unterirdische Zufahrt ist zwischen einer
bestehenden Pfahlreihe angeordnet, und beeinträchtigt somit die vertikale Lastabtragung des Gebäudes nicht.
Das Fassadenkonzept wurde technisch in Bezug auf die anspruchsvollen energetischen, strukturellen und
rasterdynamischen Aspekte entwickelt und optimiert. Primär stellen die Wärmedämmanforderungen in
Verbindung mit den vorgesetzten Lisenen und Brüstungen in Stahlbeton die Schlüsselherausforderungen dar.
Eine wirtschaftliche sowie energetisch optimale Lösung wird durch die nur punktuelle Anbindung der Lisenen und
einen direkten Vertikalen Lastabtrag der Lisenen in das Fundament sichergestellt. Die Betonbrüstungen werden
direkt an die Lisenen angebunden. Um ein farblich und haptisch gleiches Erscheinungsbild der Betonbrüstungen
und Lisenen sicherzustellen wird eine Vorfabrikation vorgesehen.
Der Dämmperimeter wird konsequent zwischen den Lisenen und Betonbrüstungen sowie dem Haupttragwerk
geführt. Er erlaubt einen guten thermischen und konstruktiven Anschluss der dreifach verglasten Fenster. Diese
sind durch die vorgesetzten Betonelemente wettergeschützt positioniert. Die Beschattung ist aussenseitig in die
Betonbrüstung integriert. Die thermisch hochwertige Gebäudehülle, der dynamisch steuerbare
Gesamtenergiedurchlass mit optimaler solarer Nutzung und die sorgfältige Materialwahl (Recyclingbeton) erfüllt
den Minergie Standard.
Nachhaltigkeit, Energie und Haustechnik
Ziel des Installationskonzeptes ist es, eine konsequente Trennung von Tragstruktur, Haustechnik und Ausbau zu
verwirklichen. Ebenso sollen die unterschiedlichen Ansprüche bezüglich Bewirtschaftung und Zugänglichkeit der
gemischten Nutzungen berücksichtig werden. Dazu wird für die komplexen Installationen des Konsumbereiches
eine zentral gelegene, für Wartungszwecke gut zugängliche Grosszentrale für die Haustechnikinstallationen
vorgesehen. Vorhandene vertikale Schachtstrukturen können dabei weiter verwendet werden. Dabei sind
Zentralen und die davon ausgehenden Verteilstrukturen nicht nur für eine problemlose Erstellungsphase
konzipiert, sondern die Disposition berücksichtigt die gesamte Lebensdauer des Zentrums, also auch den Betrieb,
Unterhalt und spätere Erneuerungen.
Um die Energiebilanz des Zentrums mit eigenproduzierter CO2-neutraler Energie auszugleichen, sind die
Flachdächer und Steigzonen der Wohngebäude für den Einsatz von stromproduzierenden Sonnenkollektoren
vorbereitet. Die neuen, feiner strukturierten Versorgungssteigzonen der Wohngebäude werden mit Wärme,
Wasser und Strom über die Decke des obersten Konsumgeschosses versorgt. Eine Nutzung der Abwärme aus
Kälteprozessen des Zentrums ist so optimal gewährleistet. Für die Wohnbauten ist eine gewichtete
Energiekennzahl von 30 kWh/m2a angestrebt (Primärenergiekennzahl, Wert nach Minergie-P). Durch die
konsequente Nutzung und Umverteilung der gebäudeinternen Abwärmen kann dieses Ziel erreicht werden.