Der Projektvorschlag besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen, der Bebauung entlang der verkehrsreichen Wehntalerstrasse und der dahinter liegenden, um einen Freiraum angeordneten hangseitigen Wohnsiedlung. Die Bauten entlang der Wehntalerstrasse sind Teil der städtischen Ausfallachse, während die darüberliegende Wohnbebauung sich um einen zentralen Freiraum gruppiert und so zu einer selbständigen, städtebaulichen Einheit wird. Die Obsthaldenstrasse und in ihrer Verlängerung der Obsthaldenweg verbinden die beiden städtebaulichen Elemente miteinander. Während sie als Erschliessungsstrasse im Westen die beiden Teile noch begrenzt, wird sie später Teil der Wohnsiedlung, führt peripher durch den zentralen Freiraum vorbei an Kita und Kindergärten und verbindet die neue Wohnanlage mit der bestehende Schule. Ein engmaschiges Wegnetz erschliesst die Siedlung, verbindet sie mit der Wehntalstrasse und auch mit dem nahegelegenen Wald im Südwesten.
Am Anfang unseres Planungsprozesses stand der steile Nordhang, die bestehende Baumgruppe und der Wunsch nach einer zentralen, räumlich wirksamen und möglichst rollstuhlgängigen Erschliessung. Aus diesen drei Elementen Hang, Baumgruppe und Wegerschliessung wurde die zentrale „Wieseninsel“ und die städtebauliche Figur. Zehn Wohnhäuser säumen den zentralen, steil abfallenden Grünraum. Sie sind parallel zu den Höhenkurven in die bestehende Topographie hinein gelegt. Ihre Körper verjüngen sich beidseitig und schaffen so sich öffnende Gebäude-Zwischenräume und dadurch Ausblicke in den zentralen offenen Wiesenhang und die angrenzenden Grünräume. Flachgeneigte Giebeldächer mit nach aussen sich leicht öffnenden Traufen schaffen eine attraktive Dachlandschaft und schliessen die Gebäudekörper ab. Erschlossen sind die Wohnbauten talseitig über das Sockelgeschoss , dort sind nebst den Wohnungskellern auch Velo- und Kinderwagenräume und die Waschküchen untergebracht. Darüber liegen drei Wohngeschosse mit neun respektive zwölf Wohnungen. Zweiseitig orientierte Wohnräume öffnen sich zur Mittagssonne und ermöglichen gleichzeitig auch den attraktiven Fernblick im Norden.
Kernstück der Anlage ist der zentrale, mäandrierende Fussweg. Er ist so in die Topographie hinein gelegt, dass alle Wohngebäude auch per Rollstuhl erreichbar sind. Eine ergänzende Treppenanlage ermöglicht verschiedene Shortcuts und auch eine Verbindung in den südwestlich darüber liegenden, nagegelegenen Wald. Die untersten beiden Gebäude grenzen den zentralen Grünraum gegen Norden ab. Dort im nordwestlichen Gebäude ist die Zufahrt zur Tiefgarage untergebracht und gleich neben der Schule, im nordöstlichen Gebäude, die Kita und die Kindergärten.
Die Bebauung entlang der Wehntalerstrasse besteht aus einer dem Strassenverlauf folgenden Gebäudegruppe im Westen und dem leicht zurückversetzten Gebäude an der Einmündung zur Käferholzstrasse im Osten. Während die westliche Gebäudegruppe der Baulinie folgend den Strassenraum der Ausfallachse formuliert, vermittelt der leicht abgeknickte, über der Strasse thronende Baukörper im Osten zwischen der steil ansteigenden Käferholzstrasse und die der Talsohle folgenden Wehntalerstrasse. Dort führt der Knospenweg in einer langen Treppe hinauf zur oberen Plattform und weiter durchs Gebäude hindurch zum Kindergarten, der Kita und schliesslich zur Schule. Die westliche Gebäudegruppe ist wohl die urbanste. Ihre Frontgebäude sind Teil der Wehntalerstrasse. Mit Verkaufsläden, einer Tankstelle und einem Café nehmen sie Teil am dortigen Strassenleben. Von dort aus sind auch die darüber liegenden Arztpraxen, die Büros , Ateliers und Wohnungen erschlossen. Das rückwärtige Gebäude der Liegenschaft Trutmann ist auch von der Obsthaldenstrasse erreichbar. Im von Westen ersten Gebäude der Siedlung ist der Gemeinschaftsraum untergebracht. Sein gleich neben dem Café gelegener, zur Sonne offener, vom Strassenlärm geschützter Aussenraum ist dem neu gestalteten Pflaumengarten zugewandt.
Freiraumgestaltung
Der heutige, steile Wiesenhang lebt im offenen Kern der neuen Siedlung weiter: Eine imposante Baumgruppe aus dem alten Bestand bildet das raumwirksame Zentrum einer Blumenwiese, die Raum für Spielangebote, Bewegung und Begegnung, für Grillplätze oder ein Bienenhotel bietet. Durch die Wieseninsel mäandriert der Erschliessungs- und Spazierweg. Er setzt sich als Fussweg bis zur Wehntalerstrasse und zur Wennenholzstrasse fort und schliesst die Siedlung ans übergeordnete Wegenetz an. Eiligen bieten Treppen direkten Zugang zu den oberen Häusern. Zwischen den Gebäuden begrenzen dicht mit Blütensträuchern bepflanzte Grünstreifen die eingesenkten Privatgärten. Sie bilden den visuellen und ökologischen Trittstein zwischen der Wiese und den wertvollen bestehenden Gehölzgürteln, die das neue Quartier im Süden und Osten raumwirksam fassen. Die Gebäude an der Wehntalerstrasse richten ihre Adressen zur Strasse hin aus und erhalten so oben, im ruhigeren Bereich, Platz für privaten und gemeinschaftlichen Aussenraum, der individuell gestaltet ist – beispielsweise mit Privatgärten oder dem Aussenraum der Kinderkrippe. Das Haus Trutmann umschliesst einen von modularen Elementen zonierten, freundlichen Innenhof. Als kleiner Quartierplatz bietet sich die Freifläche zwischen Glaubtensteig und Spalierweg an. Hartbelag, Bäume und das Bocciafeld schaffen Platzatmosphäre. Den Auftakt und Abschluss des Quartiers bildet das Gemeinschaftszentrum am Pflaumenweg. Mit einem Café und Freizeitangeboten wie Tischtennis bietet es attraktiven Raum für den Alltag und besondere Anlässe. Freistehende Bäume sorgen für Schatten und die angrenzende, wertvolle Pflaumenwiese der Stadt schliesst die Fläche stimmungsvoll ab.
Siedlungsgenossenschaft Eigengrund
Bereich 1 SGE:
Neben dem Café am westlichen Gebäudekopf sind zwei weitere Gewerbeeinheiten an der Wehntalerstrasse vorgesehen. Der Gemeinschaftsraum der Siedlung ist im rückwärtigen, etwas höher gelegenen Erdgeschoss angeordnet. Im Westen ist ihm ein grosszügiger Aussenbereich vorgelagert.
Die Ateliers sind im 1. Obergeschoss angeordnet, im rückwärtigen Bereich zur Obsthaldenstrasse befindet sich eine lärmabgewandte Wohnung.
Bereich 3 SGE:
Das von der Strasse erhöhte Gebäude im Bereich 3 beinhaltet 29 Wohnungen. Der bestehende Fusssteig wird über eine Treppe durch das Gebäude geführt.
Bereich 4 SGE:
Im Gebäudepaar unterhalb des Obsthaldenwegs befinden sich neben dem Kindergarten, der Kindertagesstätte und der Hauswartung, insgesamt 19 Wohnungen. Der Kindergarten ist im östlichen Gebäudesockel angeordnet. Die dazugehörigen Aussenräume sind direkt vorgelagert. Die Tagesstätte ist vom Weg direkt erschlossen. Die Kita kann bei Bedarf zu drei Wohnungen umgeplant werden.
In zwei dem Gelände entsprechend versetzten Untergeschossen sind insgesamt 97 Parkplätze vorgesehen.
Die acht Bauten oberhalb des Weges beinhalten jeweils 9 respektive 12 Wohnungen. In den grösseren Häusern sind über zwei Treppenhäuser pro Geschoss vier Wohnungen erschlossen. Die kleineren Gebäude sind als Dreispänner organisiert.
Private Bauherrschaft Trutmann
Das Erdgeschoss an der Wehntalerstrasse ist geprägt durch die Tankstelle und die Verkaufsnutzungen. Der Lebensmittelverteiler und der Tankstellenshop sind mitsamt den Nebenräumen auf einem Geschoss organisiert. Seitlich sind 12 Kundenparkplätze angeordnet. Die Arztpraxis ist über das Treppenhaus an der Nordost-Ecke erschlossen. Auch die darüber liegenden Wohnungen können so direkt von der Hauptstrasse betreten werden. Die Praxisräume lassen sich zu vier Wohnungen umplanen. Die Wohnungen im vorderen Baukörper sind zusätzlich vom gemeinsamen Hofraum erschlossen. Der hintere Baukörper ist primär von der Obsthaldenstrasse erschlossen und beinhaltet 12 Wohnungen. Im Untergeschoss stehen 30 Parkplätze zur Verfügung.
Baurecht
Zur Schulanlage im Osten und zu den Nachbarn im Süden und Westen sind neben dem Grenzabstand wo notwendig Mehrhöhen- und Mehrlängenzuschläge berücksichtigt. So ist bei den oberen Gebäuden seitlich jeweils talseitig an der höchsten Stelle der Bauten eine Mehrhöhe von 3m eingehalten. Bergseitig ergibt sich jeweils aufgrund der Topographie keine Mehrhöhe. Die geringen Gebäudetiefen erfordern seitlich keinen Mehrlängenzuschlag. Die drei obersten Gebäude ergeben jeweils einen Mehrlängenzuschlag gegen Süden.
Entlang der Obsthaldenstrasse und dem Obsthaldenweg sind gebäudetalseitig die sich ergebenden Mehrhöhen eingehalten.
Die Bauten entlang der Wehntalerstrasse halten durch die Höhenstaffelung seitlich die jeweils massgebenden Mehrhöhen ein.
Lärm
Alle Wohnungen im Bereich SGE 3 sind konsequent lärmabgewandt gelüftet. Auch im Bereich Trutmann sind entlang der belasteten Wehntalerstrasse alle relevanten Räume von hinten belüftbar. Im Bereich SGE 1 sind für einige lärmzugewandte Zimmer die Voraussetzungen für eine Ausnahmebewilligung erfüllt.
Energie / Nachhaltigkeit
Es wird eine gewichtete Energiekennzahl von 30 kWh/m2 erreicht. Die Anforderung wird erreicht durch die optimal gedämmte Hülle der kompakten Gebäude, die bedarfsgesteuerten Belüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung und die Gewinnung von Sonnenenergie in Form von hochwertigem elektrischen Strom. Die Flachdächer der nördlichen Bauten sind gut für Photovoltaik nutzbar.
Die vorgeschlagenen Kompaktfassaden der nördlichen Bauten können die ökologischen und ökonomischen Bedingungen optimal erfüllen. Der Sockelbereich ist mit stossfesten Platten geschützt. Für die südlichen Bauten ist eine Fassadenkonstruktion mit ausgedämmten Holzständern in Elementbauweise vorgesehen, auch dieser Wandaufbau entspricht den Vorgaben.
Kosten
Das Projekt überzeugt wirtschaftlich durch seine kompakten Gebäudevolumen und die minimalen Eingriffe von Gebäudeteilen unter Terrain. So sind bei den acht oberen Gebäuden am bautechnisch anspruchsvollen Hang jeweils nur geringe Baugruben notwendig. Die Tiefgarage ist dem Terrain entsprechend versetzt, und kommt soweit möglich direkt unter oberirdischen Bauteilen zu liegen.
Die einfache Gebäudestruktur und deren Statik wirken positiv auf die Kosten. Als Baumaterialien werden hauptsächlich erprobte Konstruktionen eingesetzt. Diese begünstigen die Nachhaltigkeit der Bauten. Durch eine klare Bauteiltrennung sind die Unterhaltskosten gezielt planbar. Dank der effizienten Raumanordnung resultieren geringe Erschliessungsflächen. Dies wirkt sich neben den Erstellungskosten auch positiv auf die Betriebskosten aus.