1998
Wohnsiedlung Buchwiesen
Zürich-Seebach
Selektiver Wettbewerb, 2019, 4. Preis
Baugenossenschaft Glattal Zürich
Thomas Schregenberger
Neff Neumann Architekten AG
Thomas Schregenberger, Andrzej Egli, Moritz Gisler, Barbara Neff, Bettina Neumann, Corinne Räz, Lucie Petruskova
Landschaftsarchitektur: Balliana Schubert

ZWISCHEN HOF UND GARTEN
In seiner Anlage sehen wir unser Projekt in der Tradition der durchgrünten und offenen Stadt, wie sie bereits A.H. Steiner mit seinem städtebaulichen Plan propagiert hatte. Es ist eine typologisch variierte, räumlich klar formulierte Einheit. Sämtliche Wohnungen weisen einen unmittelbaren Bezug zum Grünraum auf. Die südöstlichen Wohnzeilen sind rechtwinklig zur Birchstrasse ausgerichtet und die nordwestlichen Wohnbauten radial dazu gestellt. Auch die neuen Kopfbauten entlang der Buchwiesen scheinen im Steinerplan ihre Vorbilder zu haben. Aber die höhere Dichte, und das sich veränderte bauliche Umfeld erfordert einen neuen Zugang zur Aufgabe.
Die Ränder der Wohnsiedlung haben unterschiedliche Nachbarschaften. Während sie im Westen und Süden an die offene unbebaute Landschaft grenzt, ist sie im Norden und Osten durch Strassen gefasst. Die Birchstrasse, sie soll nach neusten Plänen aufgewertet und mit Bäumen bestückt werden, wird zu einem Boulevard-ähnlichen, öffentlichen Raum an der Südostflanke des zu beplanenden Areals. Mit zwei grossmassstäblichen Hofbebauungen entlang der Birchstrasse gehen wir auf die neue Entwicklung ein und schaffen ein Gegenüber zu den geplanten Neubauten. Daneben ermöglichen offene Gärten einen Einblick in die Tiefe der Siedlung.
Grosszügige Durchgänge verbinden die Strasse mit den innenliegenden Wohn- und Erschliessungshöfen. Das räumliche Rückgrat bildet die Siedlungsstrasse Buchwiesen, als eigentliches Zentrum der Siedlung. Diese wird durch kräftige Kopfbauten gefasst, welche die Wohnzeilen beidseits der Strasse abschliessen.
Alle Bauten sind um lebendige Wohnhöfe angeordnet, die zusätzlich als Erschliessung dienen. Im südöstlichen Teil der Siedlung wechseln sich Baukörper mit Geschosswohnungen und Maisonettewohnungen ab. Den Erdgeschosswohnungen sind im Süden private Gärten vorgelagert. Die darüberliegenden Einheiten werden über einen Laubengang erschlossen und durch private Dachgärten ausgezeichnet. Die Wohnungen sind alle mit ihren Essküchen auf den Hof gerichtet. Im Erdgeschoss bieten leicht erhöhte Veranden einen gedeckten Aussenbereich und schaffen einen differenzierten Übergang von der privaten Wohnung zum halböffentlichen Hof. Ein zentraler chaussierter Platz lädt ein zum gemeinsamen Spiel und zu spontanen Begegnungen. Die Hoffassaden sind horizontal gegliedert. Stützen entlang den Veranden zeichnen das Sockelgeschoss ab, während der zurückversetzte Laubengang im dritten Obergeschoss einen klaren den Hof umfassenden Horizont schafft.
Im nordwestlichen Teil der Siedlung befinden sich grösstenteils Maisonette Wohnungen. In den Kopfbauten entlang der Siedlungsstrasse sind nebst dem Waschsalon im Erdgeschoss ausschliesslich Geschosswohnungen angeordnet. Die Wohnhöfe sind dort intimer gestaltet und mit grossen privaten Vorplätzen versehen. Durch die radiale Anordnung der Bauten werden Blicke in die offene Landschaft frei.
Wohnhöfe und offene Gärten wechseln sich ab. Während die Höfe sich zur Mitte der Siedlung öffnen, schaffen die Gärten die Verbindung nach aussen. Ein dichtes Wegnetz verbindet die Strassen, Plätze und Wohnhöfe miteinander und vernetzt sie mit der offenen Landschaft. Ihnen angelagert sind kleinere, intime Nischen zum Spielen, Lesen, für ein persönlicheres Gespräch oder auch nur um ungestört den Sonnenuntergang zu geniessen. Die Gebäude werden in Mischbauweise erstellt. Tragende Innenwände und Decken sind in Massivbauweise geplant. Die Fassaden bestehen aus einer Holzständerkonstruktion mit vorgehängter, hinterlüfteter Fassade. Die Fassadenverkleidung ist in Holz und Faserzement angedacht. Auch das Flachdach wird in Holzbauweise ausgeführt.

FREIRAUMKONZEPT
Die Quartierstrasse Buchwiesen bildet das Zentrum der neuen Wohnüberbauung. Die ehemals langgezogene und durch den ruhenden Verkehr geprägte Strasse wird nun zur Begegnungszone mit hoher Aufenthaltsqualität umgestaltet. Die Zufahrt zur Tiefgarage befindet sich an der Rümlangstrasse. Die Begegnungszone ist somit ausschliesslich dem Langsamverkehr, den oberirdischen Besucherparkplätzen und den Bewohnenden vorbehalten. Die Zone wird durch eine Bepflanzung mit hochstämmigen Föhren, Ahornbäumen und Eichen in begrünten Baumscheiben geprägt und erhält einen eingefärbten Asphaltbelag. Die Begegnungszone ist Ankunftsort, Erschliessungsraum und Freiraum zugleich. Der ursprüngliche Strassenbereich bleibt frei und die Werkleitungen bleiben unsangetastet.
Die Begegnungszone ist der Haupterschliessungsraum für die angrenzenden Wohnbauzeilen. Gegen die Birchstrasse bilden grosse Wohnhöfe die Erschliessung für die Neubauten. Diese sind durch die angrenzenden Laubenstrukturen geprägt, zurückhaltend möbliert und sollen durch die Bewohnenden flexibel bespielt werden. Die Wohnhöfe funktionieren auch als Feuerwehrzufahrt. Während diese Wohnhöfe mit einer grossflächigen und zusammenhängenden Gestaltung auf die Bebauung reagieren, sind die Erschliessungshöfe bei den Westzeilen kleinräumiger strukturiert. Chaussierte und befestigte Flächen wechseln sich ab und es entstehen frei nutzbare Vorzonen vor den Eingängen im Erdgeschoss.
Neben der Begegnungszone und den Wohnhöfen wird die Bebauung durch vorgelagerte Gärten und gemeinschaftlich nutzbare Spiel- und Aufenthaltsflächen strukturiert. Die unterschiedlichen Freiraumtypen ergeben ein reiches Netz an Aufenthaltsbereichen, welche sich durch verschiedene Bewohnergruppen aneignen lassen. Die Gärten werden privat genutzt und sind durch Hecken gefasst. Im Areal sind an unterschiedlichen Orten kleinere Spielbereiche angelegt, welche primär hausnahe Aufenthaltsräume für kleinere Kinder darstellen. Ein grösserer Spielplatz befindet sich neben dem Siedlungsplatz und beim Gemeinschaftsraum. Der kleine Platz liegt am Katzenbach und bildet am Ende der Birchstrasse einen klaren Abschluss zum offenen Landschaftsraum.

WOHNEN IN DER GARTENSTADT
Entsprechend der städtebaulichen Setzung werden je nach Lage spezifische Wohnungstypen vorgeschlagen. Allen gemein ist der enge Bezug zu den Erschliessungshöfen, welche charaktervolle Subzentren innerhalb des weitläufigen Areals schaffen.

WOHNEN MIT GARTEN ODER AUF DEM DACH
Die Reihenhäuser bilden den grössten Anteil der vorgeschlagenen Wohnungstypen und prägen über die Ausformulierung der privaten Gärten das Bild der gesamten Siedlung. Durch die Stapelung zweier Maisonettewohnungen entstehen verschiedenartige individuelle Aussenräume, welche unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten aufweisen und den Charakter der Wohnung entscheidend mitgestalten. Den Anforderungen der SIA500 wird mit dem Grundrisslayout des Wohngeschosses Rechnung getragen, die Voraussetzungen für die Anpassbarkeit sind aufgrund der geforderten Dimensionierung der Wendeltreppen gegeben.

MAISONETTE MIT GARTEN
Alle Erdgeschosswohnungen weisen individuelle Gärten auf. Im Südosten der Siedlung werden die Wohnungen zudem über reizvolle Veranden erschlossen, welche als Übergang zum gemeinschaftlichen Hofraum dienen. Im Westen der Anlage sind den Wohnungen kleine Vorgärten vorgelagert. Im Erdgeschoss befinden sich Küche und Wohnraum mit direktem Bezug zum Aussenraum. Eine Wendeltreppe verbindet das Wohngeschoss mit den Schlafzimmern und schafft durch dessen spezifische Ausformulierung einen eigenständigen Charakter. Aufgrund der kompakten Anordnung der Treppe bleibt auf beiden Geschossen genügend Raum zum Spielen oder Arbeiten.

MAISONETTE MIT DACHLAUBE
Die Erschliessung der oberen Maisonettewohnungen erfolgt über den Laubengang im 3. Obergeschoss. Der Bezug zum jeweiligen Hofraum kann von hieraus eindrücklich erlebt werden. Den Wohnungen ist jeweils eine kleine Sitznische vorgelagert, welche genügend Privatsphäre für die Essküchen schafft. Die Wendeltreppe führt nicht nur hinunter ins Zimmergeschoss, sondern verbindet die Wohnräume auch mit einer grosszügigen Dachlaube.

GESCHOSSWOHNUNGEN AUF DIE VERANDA
Entlang der zwei östlich gelegenen Wohnhöfe, befinden sich die zweiseitig orientierten Geschosswohnungen. Ein durchgesteckter Wohnraum unterstreicht die zweiseitige Ausrichtung. Der Blick schweift über die Veranda in den Hofraum und aus dem Wohnraum in einen stimmungsvollen Grünraum. Mit einer leichten Differenzierung im Grundrisslayout wird der Charakter der verschieden grossen 3.5 Zimmerwohnungen erzeugt. Die grösseren Wohnungstypen verfügen über eine separate Küche und ein abschliessbares Wohnzimmer, welches auch als Individualzimmer genutzt werden könnte.

ERREICHEN DER MINERGIE P- ECO - ANFORDERUNGEN
Aufgrund der kompakten, einfachen Gebäudestrukturen, geringen Spannweiten der jeweiligen Tragsysteme und dank einem direkten Lastabtrag über alle Geschosse bis ins Untergeschoss kann von einer guten Wirtschaftlichkeit ausgegangen werden. Das durchdachte Haustechnikkonzept mit durchgehenden Schächten, die effizient organisierten Untergeschosse und ein Fensteranteil unter 35% unterstreichen die Gebäudeökonomie. Als Wärmeerzeugungssystem wird die Nutzung des bestehenden Fern- wärmeanschlusses vorgesehen. Das Wärmeabgabesystem wird mit einem Bodenheizungssystem konzipiert. Damit kurze Erschliessungswege und die Nachrüstbarkeit der HLKSE-Medien gewährleistet werden, ist jeweils ein zugänglicher Schacht pro Wohnung für sämtliche Medien vorgesehen. Da auf eine Leitungsführung in der Tragstruktur verzichtet werden kann, ist die Raumflexibilität und Rückbaufähigkeit gewährleistet.
Im Sinne eines Low-Tech Ansatzes ist eine einfache Nasszellenabluft vorgesehen, welche durch gezielte Massnahmen zum Schutz vor Feuchtigkeit und für die Behaglichkeit ergänzt wird. Dazu werden zur Lufterneuerung bei ausgewählten Fenstern Nachströmelemente eingesetzt, welche beim Betrieb der Abluftventilatoren die notwendige Ersatzluft einströmen lassen.