Der Name «Bleichenplatz» erinnert an die Geschichte von Wil, an die Leinenproduktion und die textile Vergangenheit der Stadt. Heute, als Autoparkplatz in Gebrauch, sind weder Bleiche noch Platz gegenwärtig. Nur eine wunderbare, bestehende Baumumfassung zeichnet den ehemaligen Platz noch nach. Der hier vorgestellte Projektvorschlag hat zum Ziel, den Bleicheplatz von den Autos zu befreien und wieder zu einem öffentlichen Raum, zum zentralen Stadtplatz von Wil zu machen. Der Vorschlag besteht im Wesentlichen aus drei Teilen, der Gestaltung des Bleicheplatzes, einer nordwestlich angelagerten Platzbebauung und der stadträumlichen Gestaltung der Haldenstrasse mit der geplanten Sporthalle und einer möglichen Musikschule, inklusive der Zufahrt zur Tiefgarage.
Der mit Bäumen umfasste Bleichplatz wird durch zwei kleine Stadtgärten - den Turnhallengarten und den Brauereigarten - ergänzt, welche mit je einer Baumreihe getrennt im Osten und Westen den offenen Platz flankieren. Diese Stadtgärten sind für den täglichen Gebrauch bestimmt und entsprechend möbliert. Der Platz selber ist frei von sämtlichen Einrichtungen und soll für Anlässe wie den Othmarsmarkt mit Chilbi, die Fastnacht oder auch für Vereinsanlässe und politische Veranstaltungen genutzt werden. Im Wesentlichen soll er aber frei sein und das Potential bieten, ihn spontan zu nutzen für einen improvisierten Flohmarkt, ein Ballspiel oder ein Sonnenbad.
Die nordwestliche Seite des Platzes soll neu bebaut werden. Die prominente Lage eignet sich bestens für ein öffentliches Gebäude. Seine Fassade wird zur eigentlichen Platzfassade und damit noch aufgewertet. Die Bleichestrasse wird geometrisch nachgezeichnet, dient aber als Vorzone für die öffentlichen Erdgeschossnutzungen und für die Anlieferung. Zwei markante Durchgänge vernetzten den Bleicheplatz mit der Haldenstrasse, der neuen Sporthalle und der dazu angedachten Musikschule. An der Haldenstrasse formulieren die Neubauten neue, kleinere Plätze, welche zu den Zugängen führen. Im Untergeschoss der Sporthalle befindet sich eine öffentliche Parkgarage, welche durch den Neubau am Bleicheplatz erweitert werden kann. Diese ermöglicht ein in sinnvollen Etappen realisierbares Bauvorhaben.
Ein Platz für Wil
In der Stadt Wil fehlt ein zentraler, attraktiver Platz. Der Bleicheplatz, seit längerem als grosser öffentlicher Parkplatz genutzt, hat grosses städtebauliches Potential. Zentral, seitlich neben der markanten Oberen Bahnhofstrasse gelegen, bietet sich eine Aufwertung dieses Raumes geradezu an.
Mit der städtebaulichen Studie soll dieses Potential untersucht werden. Neben attraktiven Freiräumen mit hoher Aufenthaltsqualität soll der Fokus insbesondere auch auf raumbildenden, baulichen Massnahmen liegen. Die städtebauliche Studie soll einen Lösungsansatz für eine adäquate Entwicklung des Bleicheplatzes aufzeigen und als Grundlage und Inspiration für die weiteren Planungen dienen.
Bedeutung des öffentlichen Raumes
Der öffentliche Raum ist wichtiger denn je. Durch das Bevölkerungswachstum, die Migration und den demo- graphischen Wandel, die zunehmende Urbanisierung und die Entvölkerung peripherer Regionen werden Städte und Agglomerationen stärker belastet. Anstelle einer weiteren Zersiedlung der Landschaft ist nun eine Verdichtung nach innen gefordert. Diese Verdichtung kann aber nur gelingen, wenn damit neue Qualitäten geschaffen werden. Das wiederum hat auch mit der Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums zu tun, der heute schon durch Kommerzialisierung und den Verkehr unter Druck ist. Je dichter wir zusammenleben, umso wichtiger wird der öffentliche Raum.
Der öffentliche Raum gehört der Öffentlichkeit. Wie er genutzt wird, das sollte möglichst offen sein. Darum sollten Orte wie der Bleicheplatz möglichst nutzungs- neutral gestaltet werden. Er soll für Anlässe wie den Othmarsmarkt mit Chilbi, die Fastnacht oder für Vereine und politische Veranstaltungen genutzt werden können. Er darf auch mal leer sein und die Bevölkerung zur spontanen Benutzung einladen. Es sollten Einrichtungen für den täglichen Gebrauch vorhanden sein, wie zum Beispiel Sitzbänke, ein Spielplatz, oder ein Brunnen.
Altstadt - Obere Bahnhofstrasse - Bleicheplatz
Der Bleicheplatz und sein Umfeld gehört zum Einflussbereich der Oberen Bahnhofstrasse und damit zum urbansten Teil der Wiler Neustadt. Die rasterartige Geometrie des Quartiers ist typisch für Planungen des 19. Jahrhunderts. Die von der Oberen Bahnhofstrasse kommende Johann-Georg-Müllerstrasse und Sonnenhof- strasse spannen das Quartier auf und werden gekreuzt von der Dufourstrasse, der Bleichestrasse und der Haldenstrasse. Die Mitte des Quartiers bildet der Bleicheplatz, der schon immer als Platz gedacht, nun aber seit längerer Zeit als Parkplatz genutzt wurde. Er hat die Geschichte von Will bedeutend geprägt. Um das Quartier wieder zu vervollständigen, sind Bauten zwischen der Bleichestrasse und der Haldenstrasse und nordwestlich der Haldenstrasse nötig.
Projektvorschlag
Das Projekt besteht im Wesentlichen aus drei Elementen, dem neu gestalteten Bleicheplatz, dem am Platz stehen- den Gebäude, welches für die Stadtverwaltung genutzt werden könnte und der an der Haldenstrasse gelegenen neuen Sporthalle mit Zufahrt zur öffentlichen Tiefgarage und zusätzlichen Nutzungen wie z.B. einer Musikschule.
Der traditionelle Bleicheplatz wird durch zwei kleine Stadtgärten - den Turnhallengarten und den Brauerei- garten - ergänzt, welche im Osten und Westen den offenen, unmöblierten Platz flankieren. Getrennt durch je eine Baumreihe und differenzierten Bodenbelag sind die kleinen, durch Bäume beschatteten Stadtgärten für den täglichen Gebrauch möbliert und mit Sitzbänken, einem Spielplatz oder auch Infrastruktureinrichtungen wie Kiosk, WC-Anlage etc. versehen. Der Platz selber ist unmöbliert und kann chaussiert oder mit einem Rasen versehen werden. Er soll für Anlässe wie den Othmarsmarkt mit Chilbi, die Fastnacht oder für Vereine und politische Veranstaltungen genutzt werden. Er darf und soll aber auch mal leer sein und die Bevölkerung zur spontanen Benutzung einladen, für ein Federballspiel, eine Boule- Partie, einen kleinen Flohmarkt oder auch nur ein Sonnenbad. Der bestehende Baumbestand soll erhalten bleiben und wird durch neue Baumpflanzungen ergänzt.
Die Liegenschaft zwischen der Bleichestrasse und der Haldenstrasse soll neu bebaut werden, auch um dem Platz eine Fassade und der Haldenstrasse eine räumliche Gestalt zu geben. Ein dort mögliches, viergeschossiges Gebäude bietet Platz für rund 9'000 m2 Geschossfläche. Teile des Gebäudes könnten für die städtische Verwaltung von Wil genutzt werden, ein kleinerer Teil als Reservefläche fremd vermietet werden. Ein möglichst flexibler Grundriss und eine angemessene Erdgeschossnutzung sind wichtige Bedingungen für das Projekt. Die dem Verwaltungsgebäude gegenüberliegende dreiteilige Sporthalle soll im Untergeschoss eine öffentliche Parkgarage beherbergen. Um die verlorenen Parkplätze mindestens teilweise zu kompensieren, könnte auch das Verwaltungsgebäude mit einer öffentlichen Parkgarage versehen werden. Die Gebäude entlang der Haldenstrasse sollen so gestaltet werden, dass attraktive Aussenräume und Gebäudeeingangszonen entstehen.
Massnahmen Dufourstrasse
Die in der Zwischenzeit als Rückfassade und Anlieferungszone gedachte Fassadenfront entlang der Dufourstrasse wird nun wieder zur Platzfassade. Um dem gerecht zu werden, schlagen wir vor, das Parkieren dort zu untersagen und zwischen den Gebäuden und der Strasse ein verbindendes Element einzuführen, eine Kolonnade, welche die verschiedenen Bauten mit- einander verbindet und deren Besitzer ermutigt, die Bauten wieder gegenüber dem Bleicheplatz zu öffnen.
Anbindung obere Bahnhofstrasse
Der Bleicheplatz ist über die Johann-Georg-Müllerstrasse und Sonnenhofstrasse mit der belebten Oberen Bahnhofstrasse verbunden. Diese Fussgängerverbindungen sind wichtig. Sie sollten von allen Kleinbauten und Install- ationen befreit werden, um auch optisch die Verbindung zum Bleicheplatz und dessen Bäumen wiederherzustellen.