2311
Dorfkern
Wermatswil
Direktauftrag / 2023
Privat
Thomas Schregenberger GmbH
Thomas Schregenberger, Moritz Gisler, Andrzej Egli

Im Gegensatz zu innerstädtischen Bauten, die sich in der Regel einer gegebenen Geometrie unterordnen sind die Gebäude im Dorf autonome Objekte, die scheinbar frei zusammenstehen. Ihre Gebäudetypen haben sich über Jahrhunderte entwickelt, variantenreich je nach Funktion, Lage und Hierarchie im Dorf. Auch wurden die meisten von ihnen in den letzten Jahrhunderten ausgebaut, weitergebaut oder mit nützlichen Anbauten versehen. Das macht sie eigenwillig und charaktervoll, auch in Wermatswil. Wie die Gebäude zueinanderstehen, ist weitgehend abhängig vom spezifischen Ort: dem Sonnenverlauf, der Topographie, den Besitzverhältnissen und dem Bezug zu anderen Bauten und der Strasse. Und diese spezifischen Gegebenheiten wiederum bestimmen dann auch die Hierarchie der Fassaden. Unser hier vorgestelltes Projekt besteht aus zwei Häusergruppen, die eine nördlich, die andere südlich der Pfäffikerstrasse welche unterschiedlicher kaum sein könnten.

Südlich der Pfäffikerstrasse
Die südliche Häusergruppe liegt an einer Wegkreuzung, im Dreieck zwischen der Pfäffikerstrasse und der dort abzweigenden Vordergasse. Die beiden Strassen sind von Westen her leicht ansteigend, sodass das an der Abzweigung stehende «Hauptgebäude» mit seiner Giebelfassade optisch noch überhöht wird. Es ist das öffentlichste Gebäude des Ensembles und deswegen ist im Erdgeschoss auch eine dem entsprechende Nutzung angedacht: ein Café, eine Bar, ein Verkaufsgeschäft oder ein Gemeinschaftsraum. Die vier Fassaden des Gebäudes sind unterschiedlich gestaltet. Die gegen Westen gerichtete, repräsentative Hauptfassade besteht aus einem massiven Sockel mit grossen Fensterfronten und Vordach, und dem darüber liegenden Betonskelett welches die Decken und Pfetten und damit auch das Dach trägt. Zusammen mit dem gegen Norden weit heruntergezogenen Dach wirkt die Giebelfassade selbstsicher und gross. Ihr vorgelagert ist ein kleiner gepflasterter Platz mit einer Linde, zwei Kurzzeitparkplätzen und der peripheren Zufahrt zur Tiefgarage. Im Unterschied zur Hauptfassade aus Beton sind die übrigen Fassaden mehrheitlich aus Holz. Die rückwärtige Giebelfassade des Gebäudes formuliert zusammen mit der geschlossenen Stirnfassade des «Flarzhauses» den gemeinschaftlich genutzten Hofraum.
Das längste Gebäude des Ensembles ist das «Flarzhaus» östlich des Hauptgebäudes entlang der Vordergasse. Der in der Höhe einmal versetzte Baukörper besteht aus sechs vergleichbaren Reihenhäusern, die jeweils direkt von der Vordergasse über einen kleinen Vorgarten erschlossen sind. Die für den Flarz typische, betont horizontale Gliederung der Längsfassaden wie auch die flache Neigung des Satteldaches wurde übernommen. Die leicht nach unten versetzten Wohnzimmer sind mit jeweils einem kleinen Ausgang mit dem Hof verbunden. Die Längsfassaden bestehen aus Reihenfenster und sind verputzt, während die mehrheitlich geschlossenen Stirnfassaden mit naturgrauen Faserzementschindeln verkleidet werden. Neben der östlichen Giebelfassade soll ein gemeinsamer Küchengarten eingerichtet werden, während im Westen, nebst den drei Besucherparkplätzen, der schon genannte Hofraum mit grosser Sitzbank, einer Linde und dem Zugang zur Tiefgarage für die Gemeinschaft bestimmt ist.
Die «Scheune», das dritte Wohngebäude im Ensemble steht fast parallel zur Pfäffikerstrasse und ersetzt eine um einiges kleinere, bestehenden Scheune. Die Lage des Gebäudes ist lärmbelastet und gegen Osten und Westen auf Loggien zur Lüftung der Zimmer angewiesen. Die strassenseitige Holzfassade ist mit einem muralen Sockel versehen. Das mit Flugpfette und Streben gestützte, weit heruntergezogene Dach schafft einen attraktiven Gebäudevorplatz mit geschütztem Zugang zu den Wohnungen. Die Giebelfassaden sind einfach gehalten und mit einem Schindelschirm aus Faserzementplatten versehen. Die nach Süden gerichtete Hoffassade ist mit einer durchgehenden Laubenschicht aus Holz versehen.

Nördlich der Pfäffikerstrasse
Die nördliche Häusergruppe wird gebildet aus dem bestehenden, geschützten «Bauernhaus Pfäffikerstrasse 119», dem östlich davon gelegenen, leicht zurückversetzten «Oberhaus» und dem darüber liegenden «Hinterhaus». Das bestehende Bauernhaus ist längs dicht an die Pfäffikerstrasse gestellt, mit dem Wohnteil im Westen und einer Scheune mit Stall im Osten. Ein über der Scheune gelegener Quergiebel mit Auffahrtsrampe schafft die Verbindung zur hangseitigen Wiese. Das Bauernhaus soll saniert und neu genutzt werden.
Das «Oberhaus» ist ein stattliches Gebäude. Es ist von der Strasse leicht zurückversetzt und schafft so einen gemeinsamen Vorplatz zwischen bestehender Scheune und Oberhaus und damit auch einen attraktiven Zugang zum Hinterhaus. Die strassenseitige Giebelfassade ist dreigeteilt. Sie besteht aus einem dem Gelände folgenden Sockel, einer zweigeschossigen, verputzten Fassade mit gleichmässig verteilten Fenstern und einem mit Holz verkleidetem Giebelfeld mit Reihenfenstern und einem abschliessenden Rundfenster. Ein zentrales Tor führt zur Tiefgarage. Den Haupteingang erreicht man über eine gedeckte Aussentreppe, welche auch die Strasse mit dem oberen Garten verbindet. Die Wohnungen sind Ost-West orientiert und beidseitig mit vorgehängten Lauben versehen.
Das «Hinterhaus» ist gegenüber der Strasse und den umliegenden Bauten leicht erhöht und abgewandt. Es profitiert so mit seiner nach Süden ausgerichteten Laubeschicht von der Sonne und dem Grün der näheren Umgebung. Erschlossen ist das Haus über eine in die Laube integrierte Aussentreppe, welche direkt zu den Wohnungen führt. Das Haus steht auf einem partiell freigelegten Sockel welcher östlich in die Stützmauer für die Auffahrt zur bestehenden Scheune übergeht. Die Fassaden sind einfach gehalten, die Längsfassaden sind Holzverkleidet, die Giebelfassaden mit einem Schindelschirm aus Faserzementplatten versehen.