"FASZINATION UND ABWENDUNG"
(HINGABE UND VERWEIGERUNG)
Der Studioanbau befindet sich an einer Ausfallstrasse aus einem stark
befahrenen Verkehrsknotenpunkt. Autos und Fussgänger werden mit Unter- und
Überführungen, Verzweigungen, Mauern und Inseln durch viele Spuren gelenkt
und geschleust. Diese Lage bestimmt in doppelter Hinsicht die Entscheidungen
zu dieser Arbeit. Einerseits wird die Lenkung und Schleusung des Verkehrs
als Inszenierung übersetzt angewendet. Andererseits verschliesst sich der
Baukörper gegenüber den Immissionen die aus dem enormen Verkehr resultieren.
Gleichzeitig Faszination und Abwendung.
Der in choreographischer Absicht angelegte Zugang zum Anbau erfolgt über
körperliche Zwänge, bedingt durch Geländer, Fassaden und abgeklapptes
Vordach. Durch die ständige Veränderung des Standpunktes zum Gebäude wird
das Volumen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrgenommen. Zusätzlich zur
optischen Erfassung kommt, bedingt durch die körperlichen Zwänge, die
haptische Erfahrung des Volumens und der Materialien. Der sich verändernde
Rhythmus bei der Annäherung an das Gebäude wird mit der Steigung und den
Absätzen im Weg bestimmt. Sowohl die Distanz zum Gebäude, als auch die
Geschwindigkeit der Annäherung variieren und bewirken eine dichte Erfahrung
des Gebäudes.
Die verwendeten Materialien sind nach Aussage und Charakter gewählt. So
wirkt die schützende Blechfassade schon durch das verwendete Material
abweisend. Der Eingangsbereich hingegen wirkt weich und empfangend durch die
im Einschnitt angebrachte Sperrholzverkleidung.
Wir sehen das Gebäude als Organismus, der sich aus den Vorkommnissen der
Umgebung ergibt. Auf die bestehenden Bauten bezieht er sich nur in den
Anschlussdetails. In diesen Details wird die Berührungsangst und
Distanziertheit ausgedrückt und wir haben darauf geachtet, dass das Alte und
das Neue dies immer über einen Zwischenraum formulieren.
Der zur Strasse hin abgegrenzte und verschlossene Studioanbau öffnet sich
dann mit einer Glasfront über die gesamte Raumbreite zum Garten. Durch das
Öffnen dieser Gebäudeseite wird das gegen aussen verschlossen erscheinende
Volumen des Baukörpers plötzlich als schützende Schicht lesbar.